Dirmstein: Bayerisches Bierfest mit mehr als 4000 Besuchern gefeiert
„A Maß“ statt Dubbeglas, Gerstensaft statt Rieslingschorle – dass die Pfälzer auch jenseits der Weinfeste sogar in Weiß-Blau zünftig feiern können, hat man am Wochenende in Dirmstein erleben können. Der Schlossplatz lieferte die perfekte Kulisse für das 16. Bayerische Bierfest, mit dem die Gemeinde im Zwei-Jahres-Turnus ihre seit mehr als 30 Jahren bestehende Partnerschaft zur Stadt Neuötting (Landkreis Altötting) hochleben lässt. Mehr als 4000 Besucher kamen an den beiden Festtagen.
Bereits zur Eröffnung am Freitagabend waren die Plätze um die 210 Biertische gut besetzt. Rund 60 Aktivisten aus dem Bayernland besuchten am Wochenende Dirmstein quasi als Kulturbotschafter in eigener Sache. Gemeinsam mit dem Dirmsteiner Festwirt Bernhard Wencel marschierten die Honoratioren, darunter der Neuöttinger Bürgermeister Peter Haugeneder und Verbandsbürgermeister Reinhold Niederhöfer am Freitagabend auf. Mit gezielten Schlägen ins Spundloch des ersten Fasses und dem Schlachtruf „O´zapft ist“ begann der Gerstensaft zu fließen.
Das unfiltrierte Kellerbier der Neuöttinger Brauerei Müllerbräu kam in zwei je 25 Hektoliter fassenden Tanklastzügen in die Vorderpfalz. Auf die Tische der durstigen Festgäste stemmten es neun Oktoberfest-erfahrene Bedienungen. Bei einem Stemmgewicht von rund 25 Kilo für 14 Maßkrüge ein Knochenjog für die Männer und Frauen.
Wie beim Essen und Trinken setzte man auch beim Programm ganz auf Authentizität, und so gab es zwei Tage lang Blasmusik und Volkstänze. Für die sechs Paare des Gebirgs-Trachten-Erhaltungsverein Neuötting ist Volkstanz Herzenssache: „Wir wollen unsere Traditionen pflegen und erhalten“, erklärt Robert Strohmeier, als erster „Vorplattler“ so etwas wie der Tanz-Coach des Vereins. Der jüngste Tänzer ist gerade mal 14, der Müller Wast dagegen, Urgestein der Trachtentruppe, auch jenseits des Rentenalters noch fit dank Schuhlplattel-Training.
Zwei Tage lang gab sich das Pfalzwetter bayernselig: Ein weißblauer Barockhimmel tauchte auch am Samstag die Szenerie ins rechte Licht. Punkt 19 Uhr begann das Bühnenprogramm: Pittoresk sind sie anzuschauen, die Tänzer, etwa beim „Innsbrucker“, einem Werbetanz, bei dem die Buam (Männer) die Dirndln (Frauen) betören wollen wie der Auerhahn das Weibchen. Zwischendurch sind die Goaßlschnoiza aktiv: Über die Köpfe der Festgäste hinweg zelebrieren sie das Peitschenknallen der Fuhrleute als perkussive Untermalung der Blasmusik.
Zwischen den Darbietungen führe Herbert Holzner durchs Programm und trug auch eigene Gedichte und Kurzprosa in bayerischer Mundart vor. Beste Stimmung und strahlende Gesichter wohin man blickte. In Lederhose und Indiana-Jones-Hut sitzt etwa John Brudwosky vor seiner Maß. Der gebürtige Amerikaner wohnt in Heidelberg und fühlt sich als Wahlkurpfälzer pudelwohl auf dem Bayernfest: „Ich bin schon zum fünften Mal da.“ Die Blasmusik gefällt ihm und seiner Begleitung Doris Diemer besonders.
Die zünftigen Töne steuerten die Wittibreuter Musikanten bei , eine Traditions-Combo mit ordentlichen Tschinderassabum, diatonischer Ziehharmonika und Franz Surner als Kapellmeister. Die Musikanten lieferten gediegene Tanzmusik der 60er und 70er Jahre und schmissige Weisen der Oberkrainer. „Hier ist es super“, freut sich Jessica Scheurer. Die Erzpolzheimerin ist mit einem Bayern verheiratet und lässt an diesem Abend mit ihrem Mann Christian und den Freunden Dominik und Johanna Born den gerade beendeten Bayernurlaub nachklingen.
Vor einer mit Strohhalm markierten Maß sitzt Otto Schwab aus Dirmstein. Der Rentner trinkt alkoholfreies Bier, auch sowas gibt´s in naturtrüb. Gemeinsam mit seinen Freunden Hans Landi und Heinrich Wellenreuther besucht er alle zwei Jahre das bayerische Bierfest, liebt die Atmosphäre hier und natürlich die Blasmusik. Eine Überraschung hatten die Bayern für Ortsbürgermeister Bernd Eberle und Ehefrau Elke in petto: Zum 30. Geburtstag der pfälzisch-bayerischen Partnerschaft wurden die beiden feierlich als Fördermitglieder in den Gebirgs-Trachten-Erhaltungsverein Edelweiß Neuötting aufgenommen. Beste Voraussetzungen also für ein Fortbestehen der Feiertradition in zwei Jahren. Fazit: Feiern wie in Bayern ist in Dirmstein ein Erfolgsmodell.
Bericht: Rheinpfalz von Birgit Kark