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Lustig wie die Holzhackerbuam

    DIRMSTEIN: Beim Bierfest beeindrucken Volkstänzer und Peitschenknaller mit Leidenschaft und Präzision

    Schönstes Sommerwetter, zünftige Blasmusik mit Volkstanz, bayerisches Bier und kulinarische Schmankerl waren am Freitag und Samstag die Garanten für ein erfolgreiches Bierfest in Dirmstein. Vor dem Hintergrund des mit Blumen geschmückten Rathauses bot der Schlossplatz eine Bilderbuchkulisse. Schwer nur ließ sich ein Platz ergattern, um das abendfüllende Programm des Gebirgs-Trachten-Erhaltungsvereins (GTEV) Edelweiß aus Neuötting zu genießen.
    Direkt vor der Bühne haben sich die Honoratioren eingerichtet, darunter Dirmsteins Bürgermeister Bernd Eberle(FWG)inLederhosemitGattin Elke im Dirndl. Eberle hat die Amts- kette mit dem Dirmsteiner Wappen angelegt und leistet seinen oberbayerischen Gästen, Neuöttings Erstem Bürgermeister Peter Haugeneder (SPD) und der Bierkönigin des Landkreises Altötting, Gesellschaft. Auch die neue Weingräfin des Leiningerlandes, SophieI., ist gekommen. „Franz, auf geht’s!“, ruft Herbert Holzer dem Leiter der Wittibreuter Musikanten zu. Natürlich muss „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ dem Gedicht „O’zapftis“, das Holzner gerade vorgetragen hat, folgen. Das GTEV- Mitglied agiert als Moderator und trägt bayerische Lebensweisheiten vor. Zum Beispiel: „Jedes Leid lässt sich bezwinge, wenn mir unsern Maßkrug schwinge. “Dann sagt er die Olympiasternpolka an.

    Schon schreiten die Tanzpaare des Trachtenvereins flotten Schritts über die Bühne. Dal ösen sich die Buam von ihren Madln und bewegen sich schuhplattelnd zur Mitte der Tanzfläche. Derweil drehen sich ihre Partnerinnen um die eigene Achse und um die lautstark auf Oberschenkel, Schuhe und Sohlen klatschenden sowie auf den Holzboden stampfenden Tänzer. Die Röcke fliegen dabei, dass sie wie Pilze auf Beinen aussehen.

    Die Olympiasternpolka wurde 1972 bei den Olympischen Spielen in München als Eröffnungstanz aufgeführt, berichtet der Vorstand aus Neuötting, Thomas Kelnhofer. Seit 1921 gibt es den Verein, indem seit 32 Jahren auch Bernhard Wencel Mitglied ist. Der Dirmsteiner kennt das Bierfest seit seinen Anfängen vor 30 Jahren. Sein Vater hat es zusammen mit den Trachtlern aus Neuötting ins Leben gerufen. Seitdem findet es alle zwei Jahre statt. „Das Wetter spielt mit, es sind viele auswärtige Gäste gekommen, aus dem Rhein-Pfalz-Kreis und dem benachbarten Rheinhessen“, freut sich Wencel. Die Werbung über regionale Radiosender habe sich gelohnt.

    Auf der Bühne beherrscht nun ein gestandenes Mannsbild die Szene. Sebastian Müller, lange Jahre Vorplattler des GTEV Edelweiß, steht hier breitbeinig mit seiner „Goaßl“, einer Fuhrmannspeitsche. Sein Blick geht zu seinen drei Kameraden, die sich auf dem Platz verteilt haben. Mit der Musikbegleitung, die Franz Spiegel an der Harmonika liefert, beginnt der Auftritt der „Goaßlschnoizer“, die nun im Rhythmus der Melodie „Mir san die lustigen Holzhackerbuam“ die Peitschen knallen lassen. Später, bei der Amboss-Polka, demonstriert das Quartett Disziplin. Nun werden auch Pausen und rhythmische Versetzungen in die Abfolge der Peitschenschnalzer eingebaut. Das ängstliche Zucken der Festbesucher unter den fliegenden Peitschenschüren ist unbegründet. Die Akteure beherrschen ihr Handwerk und lassen die Knaller sicher über den Köpfen der Gäste er- schallen. „Ich bin schon ewig dabei“, sagt Rudi Schultheiss. Wichtig sei, dass der Musiker das richtige Tempo spiele, verrät er. Der Knall werde von dem etwa 25 Zentimeter langen Schwänzchen der eineinhalb Meter langen Peitschenschnur erzeugt. Neben der 14-köpfigen Blaskapelle unter der Leitung von Franz Surner probt eine Schar Kinder den Volks- tanz in ihrer eigenen Version. Darunter ist Carla Zotz mit ihrer Freundin Kara. Beim ersten Takt der Musik stürmen sie auf ihre Tanzfläche und ahmen in graziösen Schritten und Drehungen die Trachtentänzer nach. Papa Rainer Zotz aus Beindersheim freut sich ebenso wie die Kinder und verewigt deren Tanz auf seinem Smartphone. „Für die Pfalz ist das was Besonderes“, sagt er über das Dirm- steinerBierfest.

    Bericht und Bild: Die Rheinlandpfalz vom 04.08.2014